Spezielles Konzept RECHTSCHREIBEN:
Probleme und Fördermöglichkeiten
Probleme
Beim Lesen zeigt sich eine Legasthenie überwiegend durch Schwierigkeiten in der optischen Gestaltwahrnehmung: Manche Schriftzeichen werden nicht erkannt, ähnliche verwechselt. Auch beim Schreiben können Gestaltwahrnehmungsfehler und auch graphomotorische Probleme auftreten. Meistens zeigen sich hier aber massive und immer neue Rechtschreibfehler, weil den ursprünglichen Unsicherheiten in der akustischen Lautwahrnehmung ganz allgemeine Unsicherheiten in der Rechtschreibung folgen: Ähnliche Laute werden verwechselt und den falschen Schriftzeichen zugeordnet, auch die Lautreihenfolge in einem Wort kann verwechselt werden. Lange und kurze Selbstlaute werden nicht unterschieden - die entsprechenden Dehnungs- oder Schärfungszeichen, wie "stummes h" oder Mitlautverdoppelung werden entweder gar nicht oder nur selten richtig gesetzt.. Die Verunsicherung bezüglich der richtigen Schreibweise wird dann oft auch auf jene Rechtschreibbereiche übertragen, die nichts mit der eingeschränkten Lautwahrnehmung zu tun haben.
Fördermöglichkeiten
1. Grundlagen vermitteln Eine Auffrischung der Kenntnisse, wie unsere Lautschrift die einzelnen Laute unserer Sprache in symbolische Zeichen übersetzt, geht allen individuellen Maßnahmen voraus: Wichtig für das Rechtschreiben und für das Lesen ist die Unterscheidungsfähigkeit von Wort und Silbe, von Selbst- und Mitlauten.
2. Kernprobleme eingrenzen Es gibt unterschiedliche Formen von Legasthenie und auch unterschiedliche Schweregrade. Daher wäre eine Einzelförderung weniger effektiv, wenn ein allumfassendes, vorgefertigtes Förderpaket angeboten würde. Deshalb suchen wir uns über Beobachtung und eventuell ergänzender Test-Diagnostik jene Bereiche aus, die für das Kind am folgenschwersten sind. Für diese Bereiche fassen wir dann Ziele ins Auge und erarbeiten einen individuellen Förderplan
3. Lautunterscheidung spielerisch trainieren Es folgt ein spielerisches Training in jenen Bereichen des Laute-Hörens, die nur unscharf wahrgenommen werden können. Das genaue Hinhören, eine spezifische Lenkung der Aufmerksamkeit auf diese Lautbereiche soll dabei geübt werden. Am schwierigsten ist es meistens, die unterschiedliche Längenbetonung der Selbstlaute zu erkennen – eine Voraussetzung dafür, Dehnungs- und Schärfungszeichen wie das stumme „h“ und die Mitlautverdoppelungen richtig einsetzen zu können.
4. Rechtschreibregeln vermitteln Wir erarbeiten Rechtschreibregeln; auch indem wir auf Grammatikregeln und Wortentstehung achten.
5. Überbrückungs-Techniken einsetzen In solchen Lautbereichen, in denen keine spezifischere Unterscheidungsfähigkeit mehr erzielt werden kann, kommen solche alternative Methoden zum Einsatz, die helfen, sich die richtigen Laute zu erschließen. „Was kann ich tun, wenn ich unsicher bin, ob man das Wort mit d oder t schreibt?“ Bestimmte Themen fassen wir hier zusammen und arbeiten mit Merkstrategien. Die Merkstrategien wenden wir beim Schreiben von belohnten Wortdiktaten als Selbstinstruktionen an. Die mangelnde Wahrnehmungsfähigkeit soll also durch Anwendung von "Tricks" überbrückt, bzw. kompensiert werden.
6. Erreichbare Ziele formulieren Ideales Ziel wäre ein automatisches Anwendenkönnen dieser Überbrückungs-Techniken. Je nach Schweregrad der Legasthenie ist das oberste Ziel aber nicht, eine einwandfreie Rechtschreibfähigkeit zu bewirken, sondern möglichst die Verwechslung ähnlicher Wörter mit aber unterschiedlicher Bedeutung auszuschließen, um im Deutschen lesbare und verständliche Texteverfassen zu können.
7. Texte verfassen Der Anspruch an verständliche Texte schließt ein Grammatik- und Aufsatztraining meistens mit ein.
8. Fremdspracherwerb unterstützen Bei etwas älteren Kindern werden begleitend zum Fremdspracherwerb ebenfalls Grammatikstrukturen und Strategien zum Vokabel-Lernen angeboten, um die oft schwierige Langzeitspeicherung der fremden Sprache zu erleichtern. |